„EM 2024: Schottland und Ungarn überraschend weiter – Schweiz und Deutschland müssen die Koffer packen“
Diese Schlagzeile wäre im Rahmen der Heim-EM 2024 zum Ende des letzten Vorrundenspiels für die Fußballnation Deutschland eine sportliche Katastrophe. Für die E-Jugendmannschaften des FC Jura 05, die am 03.03.2024 in einem vereinsinternen Hallenturnier als Vorgeschmack auf die baldige Europameisterschaft einen möglichen Turnierverlauf der Gruppe A „simuliert“ haben, war es hingegen eine gelungene Veranstaltung.
Die Heim-EM 2024 wirft ihren Schatten voraus
Am 14.06.2024 beginnt in der Allianz-Arena in München um 21.00 Uhr die UEFA-Europameisterschaft 2024 mit dem Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland. Der Erfolgs- und Erwartungsdruck auf die deutsche A-Nationalmannschaft ist groß, denn schließlich konnte man die beiden letzten Testspiele Ende März gegen Frankreich (dzt. Weltranglistenzweiter) und Niederlande (dzt. Weltranglistensiebter) überzeugend gewinnen. Ein Ausscheiden in der Vorrunde wäre somit für den Bundestrainer, die Spieler und für alle Fans der deutschen Fußballnationalmannschaft eine herbe Enttäuschung.
Großer Trainings- und Spieleifer beim FC Jura 05
Diesem Druck sind die Nachwuchskicker des FC Jura 05 nicht ausgesetzt, denn neben dem sportlichen Ehrgeiz stehen vor allem Teamgeist, Respekt, Toleranz und Fairplay im Vordergrund.
Vielleicht gerade deshalb konnte der FC Jura 05 erstmals seit seinem fast 20jährigen vereinsbestehen drei E-Jugendmannschaften in der aktuellen Saison 2023/24 für den laufenden Spielbetrieb anmelden. Dabei trainieren die fast 40 E-Jugend-Kicker (Jahrgang 2013 + 2014) zu unterschiedlichen Trainingszeiten regelmäßig 1 – 2mal pro Woche, nehmen an Hallen- und Sommerturnieren teil (bis zu 8 Turniere pro Kalenderjahr und Mannschaft) und absolvieren bis zu 15 Saisonspiele pro Mannschaft. In den Ferienzeiten, in denen viele Vereine wegen einer geringeren (urlaubsbedingten) Trainingsbeteiligung eine Pause einlegen, werden beim FC Jura 05 kurzerhand die Trainingseinheiten zusammengelegt und innerhalb der Altersgruppe wird gemeinsam trainiert.
Schrittweise Zusammenführung
Die Spieler der unterschiedlichen Jura-Teams (E1, E2 und E3) kennen sich zwar von der Schule oder aus dem näheren Umfeld, aber aufgrund der unterschiedlichen Trainingszeiten konnte bislang eine gemeinsame Veranstaltung bzw. eine gemeinsame Turnierteilnahme noch nicht realisiert werden. Bei krankheitsbedingten Engpässen hilft der jüngere Jahrgang (2014) zulässigerweise und regelkonform dem älteren Jahrgang aus.
Gemeinsames internes E-Jugend Hallenturnier nach dem Vorbild der Gruppe A
Um dieser Situation entgegenzuwirken, haben die insgesamt 12 E-Jugendtrainer beschlossen, ein gemeinsames Turnier zu veranstalten. Dabei nahm man sich die Gruppe A der im Sommer 2024 stattfindenden Europameisterschaft 2024 in Deutschland zum Vorbild und beschloss, diese Nationen in einem Turnier gegeneinander spielen zu lassen. Die wesentlichen Unterschiede im Vergleich zum medialen Großereignis waren, dass in der Halle gespielt wurde, es ein Hin- und Rückspiel gab und keiner der teilnehmenden Spieler wusste, für welches Nationalteam und mit welchen Mitspielern er spielen durfte. Selbst die vier auserwählten E-Jugendtrainer wussten im Vorfeld nicht, welches Nationalteam sie betreuen durften und in „welcher Landessprache die Kabinenansprache“ zu erfolgen hatte.
Das Los hatte entschieden
Die teilnehmenden Spieler wurden lediglich ihrer jetzigen Mannschaftszugehörigkeit (E1, E2 oder E3) zu gleichen Teilen auf die 4 Teams aus Schottland, Ungarn, Schweiz und Deutschland aufgeteilt. Somit bestand jedes Team aus der gleichen Anzahl von E1-, E2- und E3-Spielern. Wer allerdings für welches Land spielen durfte, entschied das Los.
Um 09:45 Uhr fanden sich alle 26 teilnehmenden E-Jugendkicker in der Grundschulhalle ein. Anschließend wurden die „Nationaltrainer“ und die „Spieler der Nationalmannschaften“ per Los ermittelt. Gespielt wurde „5 gegen 5“ (1 Torwart und 4 Feldspieler) mit Rund-um-Bande.
Schottland dominierte die Hinrunde
Pünktlich um 10:30 Uhr startete die Eröffnungspartie des „Gastgebers“ Deutschland gegen die schottische Nationalmannschaft. Nach der 8minütigen Spiel- und der 2minütigen Pausenzeit griffen um 10:40 Uhr die Nationalmannschaften aus Ungarn und der Schweiz ins Spielgeschehen ein. Nachdem die Hinspielpartien gespielt waren, zeichnete sich mit dem Tabellenführer aus Schottland schon eine kleine Sensation ab. Ernüchterung gab es dabei bei der deutschen Nationalmannschaft, dessen Trainer zur Halbzeit des Turniers die richtigen Worte finden musste.
„Spitzschiaßa vs. Bolzer“
Nachdem die jungen Akteure nach jeweils 3 gespielten Partien eine kleine Verschnaufpause einlegten, durften anschließend die E-Jugendtrainer Ihre Hallenschuhe schnüren und entweder das Trikot der „Spitzschiaßa“ oder der „Bolzer“ anziehen. Auch wenn die Bewegungsabläufe nicht mehr so „geschmeidig und dynamisch“ sind, haben die Aktionen der ehemaligen Fußballer, die jetzt als Jugendtrainer für den FC Jura 05 die Nachwuchskicker mit ihrem Fußballwissen unterstützen möchten, nichts mit den beiden Mannschaftsnamen gemeinsam. Stellungsspiel, Passgenauigkeit und -schärfe, Ballan- und -mitnahme: das ist wie mit dem Fahrrad fahren – das verlernt man nicht !!!!
Schweiz in der Rückrunde ungeschlagen – Deutschland unglücklich
Nach einer kleinen Pause rollte der Ball wieder und es fanden die Rückrundenpartien statt. Hier zeigte sich, dass die Schotten vielleicht doch etwas über ihren Verhältnissen gespielt haben, denn man konnte nur noch die erste Rückrundenpartie gegen Deutschland gewinnen und die beiden anderen Partien gingen verloren. Die Schweizer, die nach der Vorrunde lediglich 3 Punkte auf dem Konto hatten, überzeugten in der Rückrunde und errangen weitere 7 Punkte. Gegen die nun bärenstark aufspielenden Schweizer konnte die an diesem Tag insgesamt glücklos agierende deutsche Mannschaft bemerkenswerterweise ein Unentschieden abringen. Die ungarische Mannschaft spielte kontinuierlich auf einem hohen Niveau und konnte sowohl in der Hin-, als auch in der Rückrunde jeweils 2 Partien für sich entscheiden.
Herzschlagfinale Schottland gegen Ungarn
Noch bevor die beiden letzten Partien des Turniers gespielt wurden, zeichnete sich schon ab, dass es trotz Gruppenphase (Jeder gegen Jeden) auf ein Endspiel hinauslaufen würde. Der Tabellenführer Schottland musste im letzten Turnierspiel gegen den Tabellenzweiten Ungarn antreten. Sollte Ungarn das Spiel mit 4:0 gewinnen, wären beide Mannschaften punkt- und torgleich an der Tabellenspitze. Dementsprechend hoch motiviert, aber zu jedem Zeitpunkt sportlich fair, gingen die beiden Mannschaften zu Werke. Als dann schließlich die Ungarn den 1:0 Führungstreffer markierten, war die Anspannung aller Anwesenden riesengroß. Es entwickelte sich eine packende Partie mit vielen Chancen auf beiden Seiten. Letztlich blieb es allerdings bei dem knappen Sieg der Ungarn und Schottland stand als Sieger der Hallen-EM 2024 in Nittendorf fest.
Medaillen für alle Teilnehmer
Als alle Tränen (die der Freuden für den Erstplatzierten und die der Trauer/Enttäuschung der Zweit- bis Viertplatzierten) getrocknet waren, sah man nur noch strahlende, aber gleichzeitig erschöpfte Gesichtsausdrücke. Das kräfteraubende Hallenspiel hatte bei den Nachwuchskickern ihre Spuren hinterlassen. Abschließend erhielten alle Teilnehmer incl. Trainer- und Schiedsrichterteam eine Medaille als Anerkennung für hervorragende, sportliche Leistungen sowie als Erinnerung für einen großartigen Fußballsonntag überreicht.
Keine Nachahmung durch die Nationalmannschaft erwünscht
Alle Anwesenden waren sich einig, dass man diesen Eifer und diese Einsatzbereitschaft, wie sie die E-Jugendspieler des FC Jura 05 an diesem Tag gezeigt haben, gerne in der Vergangenheit bei der DFB-Auswahl gesehen hätte. Zumindest in diesen Punkten können sich die Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft noch etwas von den Jura-Nachwuchskickern abschauen.